Blogroll

Emma, Rita, Paul & Rosalie

In einem der letzten Beiträge hab ich Euch unter anderem berichtet, warum ich 2019 bisher so vergleichsweise wenig gebloggt habe. "Schuld" waren unter anderem die Krankheiten, bzw. der Tod unserer zwei verbliebenen Katzen und anschließend der Einzug unserer neuen Mitbewohnerin, Rosalie.
Da ich mehrfach gebeten wurde, Rosalie hier im Blog vorzustellen, möchte ich die Gelegenheit nutzen, Euch generell etwas über unsere Katzen zu erzählen, denn Rosalie wäre heute nicht bei uns, wenn es vorher nicht Emma, Rita und Paul gegeben hätte.

Emma, Rita, Paul und Rosalie (jeweils von links nach rechts)
Ich hab mein ganzes Leben mit Haustieren verbracht, darunter Meerschweinchen, Kaninchen, Vögel, Hunde und natürlich auch Katzen. Tatsächlich habe ich bis zu dem Tod unseres Katers vor 3 Wochen keinen einzigen Tag meines Lebens ohne Haustier gelebt. 
Meine erste eigene Katze Emma hat mein Vater vor ziemlich genau 20 Jahren als Katzenbaby am Straßenrand gefunden. Da meine Eltern zu diesem Zeitpunkt bereits einen Kater hatten der andere Katzen nicht tolerierte, musste sie erst einmal ins Tierheim. Hartnäckigkeit zahlt sich aber ja bekanntlich aus und so war sie bereits 4 Wochen später wieder zurück, diesmal dauerhaft. Natürlich mussten wir uns mit dem Kater meiner Eltern arrangieren, aber für den Zeitraum bis ich schließlich von zuhause ausgezogen bin ging das schon.

Emma
Emma
Zusammen mit Emma bin ich einige Zeit später nach Kiel in meine erste eigene Wohnung gezogen und ungefähr ein Jahr später bekam sie eine kleine Freundin, Rita. Rita stammt aus dem Kieler Tierheim, wo sie sehr eindrücklich klar gemacht hat, dass wir (mein damaliger Freund und jetziger Ehemann und ich) nicht wieder ohne sie gehen werden. Sie hat uns regelrecht angeschrien, ans Gitter geschmissen und sofort losgekuschelt.

Rita
Rita

Wieder ein Jahr später kam schlussendlich Paul dazu und machte unser Trio infernale komplett. Das Zusammenleben der drei war nicht immer einfach, denn Paul war nicht unbedingt der einfachste Kater, ich möchte aber keinen Tag mit den Dreien missen. 

Paul Harms
Paul Harms
Emma war eine ganz typische Katze, unabhängig, athletisch, verspielt und geradezu erschreckend intelligent. Sie ist aus dem Stand auf den 2-m-hohen Schrank gesprungen, hat wie ein Profi kleine Fellmäuse apportiert und liebte die Ausflüge an der Leine, als wir noch bei meinen Eltern wohnten.
Rita war besonders empathisch und hat, wenn mein Mann und ich uns mal gestritten haben, versucht "zu vermitteln", außerdem hatte sie eine große Vorliebe für meine handwerklichen Tätigkeiten und war überall dabei wenn ich meinen kleinen Werkzeugkoffer rausgeholt habe. Sie hat jeden, der sie kennengelernt hat, innerhalb weniger Minuten mit ihrem aufgeschlossenen Wesen um die Pfote gewickelt und sie war es auch, die während meiner Chemo bei mir gelegen, mich getröstet und so Kraft gegeben hat. Natürlich waren auch die anderen beiden in dieser Zeit besonders anhänglich, Rita ist mir aber kaum von der Seite gewichen. 
Und Paul, ja Paul war meine kleine neurotische Kröte, der manchmal im wahrsten Sinne des Wortes um sich gebissen hat, den ich aber genauso geliebt habe wie er war. Er konnte nichts für sein Verhalten, denn er wurde in der Familie, von der wir ihn haben, einfach schlecht sozialisiert. Paul hat im Laufe der Zeit gelernt jede Tür zu öffnen und liebte es fließendes Wasser zu trinken. Wir mussten deshalb auch immer unsere Wasserhähne im Badezimmer sichern, denn die hat er mit großer Vorliebe angestellt. 

Emma
Natürlich war auch gesundheitlich nicht immer alles eitel Sonnenschein. Emma hat ungefähr im Alter von 7 Jahren eine sehr heftige Nahrungsmittelunverträglichkeit entwickelt, die wir erst Jahre später komplett in den Griff bekommen haben und zusätzlich haben auch ihre Knochen nicht mehr mitgemacht, starke Arthrose war die Folge.

Gerade die Ernährung war bei drei Katzen teilweise sehr kompliziert. Emma brauchte den ganzen Tag über kleine Miniportionen Futter, während Rita und Paul sofort alles vernichtet haben, wenn es Fütterungszeit war. Die Folge war, dass aus Rita und Paul kleine Moppelchen wurden, während Emma teilweise nur noch Haut und Knochen war. 

Rita
Bei Rita wurde ungefähr im Alter von 13 Jahren Diabetes mellitus diagnostiziert, d.h., ich musste ihr regelmäßig den Blutzucker messen und zweimal täglich Insulin spritzen. Leider haben Sekundärerkrankungen zwei Jahre später dazu geführt, dass sie insulinresistent wurde und so mussten wir sie schließlich Anfang 2016 im Alter von 16 Jahren gehen lassen.

Emma
Mitte letzten Jahres wurde nun bei Emma ein aggressiver Tumor am Oberkiefer festgestellt, mit einer Prognose von nur einigen Wochen. Keiner hat mit der Hartnäckigkeit und dem Starrsinn meiner alten Dame gerechnet, denn sie hat nicht nur noch wenige Wochen gelebt, sondern bis zum 22. Februar diesen Jahres, also 7 Monate länger als erwartet.
Die Entscheidung sie gehen zu lassen war die schwerste meines Lebens, denn anders als Rita hatte sie noch nicht aufgegeben, sondern hätte bis zum Ende weitergekämpft. Ich musste ihr diese Entscheidung also abnehmen, weil die Gefahr, dass die Schmerzen plötzlich zu stark würden und ich mit Schmerzmitteln nicht mehr dagegen angekommen wäre, zu groß war.


Paul Harms
Auch Paul war zu diesem Zeitpunkt schon lange nicht mehr gesund, zu seinen sowieso bereits angegriffenen Nieren kam im August letzten Jahres ebenfalls Diabetes, der sich aber nie ansatzweise einstellen lies. Im Dezember stellte sich raus, dass er einen Tumor am Schwanzansatz hatte, der wohl dafür verantwortlich war, dass sein Körper nicht auf das Insulin reagierte. Trotzdem hatten wir gehofft, noch ein wenig Zeit mit ihm zu haben, leider wurde daraus aber nichts, auch Paul musste am 28. März erlöst werden. 

Rita

Emma

Paul


Für mich war das, obwohl ich Monate mit der Pflege und Therapie der Katzen verbracht habe, ein großer Schock. Eben waren noch zwei Katzen da, mit denen ich mein halbes Leben zusammengelebt hatte und auf einmal Stille. Niemand der mir nachts auf der Brust lag und die ganze Nacht durchkuscheln wollte, niemand der sich auf meine Tastatur gesetzt und die wildesten Tastenkürzel herausgefunden hat und niemand der das Katzenstreu gleichmäßig bis in die entlegenste Ecke der Wohnung getragen hat. 
Wir haben deshalb beschlossen, uns sofort nach neuen Mitbewohnern umzuschauen und sind bereits einen Tag, nachdem wir Paul bei meinen Eltern bestattet hatten, ins Hamburger Tierheim gefahren. 

Der eigentliche Plan war es, zwei sogenannte Sorgenkinder aufzunehmen, also Katzen, die aus welchem Grund auch immer, sonst niemand haben will. Das Tierheim hatte kurz vorher gerade 25 FIV-Katzen beschlagnahmt und diese paarweise zur Vermittlung freigegeben. Davon sollten es zwei werden - hatte ich mir so gedacht. 
So richtig Klick hat es aber nicht gemacht, als wir im Katzenhaus unsere Runden drehten, also wurden wir noch einmal in das andere Katzenhaus gebracht und dort hat die Pflegerin dann die magischen Worte gesagt "Haben sie schon die Kleine im ersten Raum gesehen?"

Rosalie
Rosalie
Die "Kleine" war Lienchen, eine winzige dreifarbige Glückskatze mit chronischem Katzenschnupfen, Herpes, Schiefhals und einem durch den Herpes lädierten Auge, auf dem sie nur noch wenig sieht. 
Lienchen wurde im Dezember letzten Jahres in sehr schlechtem Zustand gefunden, im Tierheim wieder aufgepäppelt und schließlich zur Vermittlung freigegeben. Bisher war aber (glücklicherweise) niemand ihrem Charme erlegen. Da Lienchen chronischen Katzenschnupfen und Herpes hat, sollte sie als Einzel- und Wohnungskatze vermittelt werden. 
Ich hab ca. 2 Sekunden gezögert, weil ich ja eigentlich zwei Katzen mit nach Hause nehmen wollte, als Lienchen mir dann aber um die Beine gefahren ist, war es um mich geschehen und sofort klar: Die oder keine. Eine Dreiviertelstunde später waren wir schon auf dem Heimweg und aus Lienchen wurde Rosalie. 

Rosalie
Eine halbe Stunde, nachdem sie unsere Wohnung betreten hatte, ist sie bereits durch das Wohnzimmer gefegt und hat wild mit ihrer ersten eigenen Fellmaus gespielt, zwei Stunden später lag sie auf meinem Schoß und hat sich von oben bis unten durchkraulen lassen und abends lag sie quer zwischen uns im Bett und hat dort die gesamte Nacht verbracht. Kurzgesagt, Rosalie kam, sah und übernahm das Ruder. 
Mittlerweile hat sie die gesamte Wohnung für sich eingenommen, genießt unsere täglichen Spiel- und Kuschelzeiten, schläft nachts nach wie vor bei uns im Bett und hat sofort am zweiten Tag dafür gesorgt, dass ich zum Schreiben meiner Blogtexte nicht mehr in meinem bequemen "Blogsessel" sitzen kann, sondern mich mit dem harten Küchenstuhl begnügen muss. Wie es sich für eine anständige Katze halt gehört.
Ich muss sicher nicht extra erwähnen, dass wir uns Hals über Kopf in sie verliebt haben und überglücklich sind, dass diese kleine Person nun bei uns lebt. 

Rosalie
Warum ich Euch das alles erzähle? 1. als Erinnerung an meine Drei, die ich immer noch schrecklich vermisse und denen ich hiermit ein kleines Andenken setzen möchte, 2. natürlich um Rosalie herzuzeigen und mit ihr anzugeben, denn schließlich ist sie ja die schönste und tollste Katze der Welt und 3. um Euch, bzw. denen, die es noch nicht wissen, zu zeigen, was für tolle Tiere im Tierheim auf ein neues Zuhause warten und dass es heutzutage wirklich keinen Grund gibt, ein Tier vom Züchter zu holen. Nicht nur Katzen und Hunde suchen dort neue Besitzer, sondern auch Kleintiere, also Kaninchen, Meerschweinchen und Vögel und sogar Ziegen, Schafe, Enten, Exoten, usw. 
Vielleicht hat man nicht sofort beim ersten Besuch so ein Glück wie ich mit Emma, Rita, Paul und nun meiner kleinen Rosalie, aber es lohnt sich auf jeden Fall, auch öfter oder bei einer anderen Einrichtung vorbeizuschauen. Wenn ich mir vorstelle, was mir entgangen wäre, wenn ich den Vieren keine Chance gegeben hätte... Ich mag gar nicht dran denken. 

Loriot hat einmal gesagt "Ein Leben ohne Mops ist möglich aber sinnlos". Ich hab's nicht so mit Möpsen, würde diesen Ausspruch aber auf Haustiere im Allgemeinen ausweiten. Klar, kann man ohne ein Haustier leben, aber mit ist das Leben viel schöner! In diesem Sinne 
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