Ich nehme die Empfehlung der Bundesregierung, reichlich Vorräte zu hamstern, in diesem Jahr besonders ernst und wecke nicht nur wie eine Weltmeisterin ein, sondern dörre das, was ich nicht einwecken kann, einfach. Meine ToDo-Liste ist noch lang, aber schon jetzt wird der Platz in meinem Vorratsregal allmählich knapp.
Neben Gemüsebrühpulver, Obst- und Gemüsechips, Knabbercrackern und Fleisch dörre ich außerdem noch gerne Kräuter in meiner Dörrte. Das lohnt sich natürlich nur wirklich, wenn man die Kräuter zuhause im Garten hat und sie nicht kaufen muss, denn der finanzielle Aufwand ist sonst einfach zu hoch. Wenn bei Euch aber zur Zeit Thymian, Salbei & Co. wie Unkraut wuchern, ist das Dörren der Kräuter vielleicht eine interessante Möglichkeit, die Kräuter auch für den Winter zu konservieren.
Natürlich kann man die meisten Kräuter auch einfach in Sträußen in eine dunkle, aber gut belüftete Ecke der Wohnung hängen, das ist bei mir aber schwierig, denn so eine Ecke gibt es bei uns nicht, also muss Dörrte ran und die erledigt diesen Job wirklich ganz ausgezeichnet.
Ich hab mittlerweile so ziemlich alle verfügbaren Kräuter gedörrt und dabei natürlich auch einige dabei gehabt, die sich nicht optimal zum Dörren eignen - entweder, weil sie im getrockneten Zustand zu viel Aroma verlieren oder sich von der Konsistenz nicht zum Trocknen eignen.
Ganz prima trocknen lässt sich
- Minze
- Salbei
- Thymian*
- Rosmarin
- Estragon
- Bohnenkraut
- Majoran*
- Oregano*
- Zitronenverbene
*haben getrocknet sogar ein intensiveres Aroma als frisch
Nicht so dolle sind dagegen
- Petersilie
- Dill
- Basilikum
- Schnittlauch
Generell gilt, je "fleischiger" das Kraut, desto schwieriger zu dörren - Borretsch funktioniert beispielsweise gar nicht und Schnittlauch wird auch nix. Wer das getrocknet verwenden möchte, der sollte wohl auf die gefriergetrocknete Variante zurückgreifen, wobei ich selbst das auch nicht mag. Schnittlauch gibt's bei mir daher immer im Töpfchen von der Fensterbank.
Petersilie und Dill verlieren für meinen Geschmack durch das Dörren zu viel Geschmack und Basilikum war auch nicht so großartig wie gehofft, das probiere ich aber noch einmal, denn die Basilikumtöpfe halten bei mir in der kalten Jahreszeit nur von 12 bis Mittag.
Wenn Ihr selbst Kräuter im Garten oder auf dem Balkon habt und die zum Trocknen vorbereiten möchtet, solltet Ihr ein paar wichtige Punkte beachten, um sicher-zustellen, dass sie ein Maximum an Aroma enthalten:
- Erntet die Kräuter möglichst kurz vor der Blüte, denn viele Kräuter verlieren während der Blüte kräftig an Aroma.
- Achtet darauf, dass die Kräuter vor der Ernte möglichst ein paar Tage Sonne gesehen haben, da das Aroma dadurch deutlich ansteigt.
- Erntet die Kräuter an einem sonnigen Tag, möglichst vormittags oder mittags.
- Wascht die Kräuter möglichst nicht, bzw. wenn notwendig, nur kurz und schleudert sie dann gründlich trocken.
- Behandelt die Kräuter insgesamt behutsam und drückt sie nicht zu sehr zusammen, so dass die Blätter verletzt werden, denn auch dadurch verlieren sie an Aroma.
Wenn ich Kräuter in meinem Sedona Dörrautomaten trockne, stapel ich auch dort, genau wie beim Gemüsebrühpulver, ordentlich was auf den Einschüben auf, denn wenn man mal vergleicht, wie viel auf den Einschüben vor dem Trocknen aufgetürmt ist und wie wenig am Ende dabei übrig bleibt, wäre alles andere ausgesprochen frustrierend.
Bei meinem Dörrgerät mache ich es deshalb so, dass ich soviel aufstapel, dass ich zu Beginn zwischen den Einschüben jeweils einen frei lassen muss und sobald die Kräuter genug zusammengesackt sind, rücke ich die Einschübe zusammen und halbiere durch den Trenneinschub den Garraum.
Da die in den Kräutern enthaltenen ätherischen Öle sehr wärmeempfindlich sind, sollten sie bei möglichst geringen Temperaturen getrocknet werden. Ich trockne Kräuter immer bei 40°C. Die Trockendauer variiert natürlich ganz stark, je nachdem, welches Kraut Ihr trocknet und auch wie frisch die Kräuter sind.
Thymian trocknet sehr fix und ist teilweise schon in 4 Stunden fertig, während Kräuter wie Salbei natürlich deutlich länger, nämlich bis zu 12 Stunden brauchen. Tastet Euch da einfach langsam ran und schaut ab und zu mal nach, wie weit die Kräuter sind.
Bei großblättrigen Kräutern wie Minze, Zitronenverbene oder Salbei knipse ich die einzelnen Blätter jeweils am Stielansatz ab und dörre ausschließlich die Blätter, nicht die Stiele. Alle anderen Kräuter dörre ich am Strunk, und entferne die Stiele erst nach dem Trocknen.
Für das Entfernen der Stiele hab ich eine Methode entwickelt, mit der man die Blätter sehr schnell und gründlich von den Stielen entfernt, also rebelt.
Ich lege dafür den jeweiligen Dörreinschub auf den Garraumteiler und reibe die getrockneten Kräuter am Stiel behutsam über den Dörreinschub. Durch die Löcher funktioniert das wie ein Sieb und die Kräuterblätter sammeln sich unter dem Dörreinschub und können von dort direkt in ein Gewürzglas geschüttet werden. Kräuter, die sehr feine Stiele haben, wie beispielsweise Thymian, siebe ich nochmal durch ein feineres Sieb, dann sind sie auch einsatzbereit.
Wenn Ihr das Trocknen von Kräutern jetzt auch mal ausprobieren möchtet, egal ob mit oder ohne Dörrte, selbst aber keine Kräuter im Garten oder auf dem Balkon habt und in Hamburg wohnt, hab ich noch einen heißen Tipp für Euch, denn ich werde sehr oft gefragt, wo ich meine Kräuter kaufe - heute verrate ich Euch meine Bezugsquelle ;o)
Die mit Abstand größte Auswahl an superfrischen Kräutern hat Malte Jahn auf dem Ise-, bzw. dem Volksdorfer Wochenmarkt. Ihr bekommt dort alles, von den Gewürzen für Grüne Sauce (fertig abgepackt, aber auch lose), Schnittlauch- und Dillblüten (natürlich jeweils in der Saison), Brunnenkresse, riesige Petersilien- und Minzbunde, Thymian, Rosmarin, Borretsch, Sauerampfer, Pimpernelle, Melisse, Koriander, Knolauch, frischen Lorbeer, Portulak, usw. usf.
Ich hätte Euch gerne noch ein paar Bilder von dem Stand gezeigt (der ist nämlich wirklich imposant), hab es aber leider nicht mehr vorher geschafft, mit Kamera auf den Markt zu gehen. Bei Gelegenheit hole ich das aber auf jeden Fall noch einmal nach.